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IGELPOLSTER UND ANDERE PFLANZEN FÜR DEN TROCKENEN STANDORT


Igelpolster


Ein Gastbeitrag von Thomas Eidmann



Gärtnerei und Pflanzensortiment – eine Entwicklung über viele Jahre

 

Vor langer Zeit, als es in unserem Alltag noch keine Computer gab, habe ich in dem noch damals sehr renommierten Staudenbetrieb Kayser & Seibert eine Ausbildung gemacht. Anschließend habe ich dort auch ein paar Jahre gearbeitet und klar, viel gelernt.


In meiner Freizeit fing ich an Stauden zu produzieren. Mein ehemaliger Chef Klaus Seibert nahm mit kontrollierendem Auge das Ergebnis ab. So ungefähr war mein Anfang und es entstand meine kleine Gärtnerei.


Wie sich im Pflanzenreich auch so ein Blatt nach dem anderen bildet, hat sich aus dem damals winzig kleinen Betrieb eine  “ordentliche” Staudengärtnerei entwickelt. Heute produzieren und verkaufen wir auf 8.000m² Fläche. Über 1.500 verschiedene Stauden sind im Angebot (noch mehr Arten und Sorten in den Beeten).


Das alles bewältigen wir zur Zeit mit fünf Saisonkräften, zwei Gesellen bzw. Gesellin und einem Lehrling. Hier gilt mein Dank meiner lieben geduldigen Frau, die mir stehts zur Seite steht. Sie ist hauptsächlich für den Privatverkauf verantwortlich.


Schritt für Schritt wurden kleine Ländereien gepachtet oder gekauft. Über 30 Jahre entwickelte sich eine, in das dörfliche Gefüge eingepasste Staudengärtnerei. Sie ist durchkreuzt von öffentlichen Graswegen, durchtränkt von Staudenpflanzungen in allen Ecken. Die Kunden lieben das.


Neukunden und sogar Stammkunden sind überrascht, wie sich die Gärtnerei hinter dem vorderen Verkaufsbereich noch weiter entfaltet. Aus eigener Freude an Staudenpflanzungen kann man nicht nur im Eingangsbereich, sondern im ganzen Gelände Beete zu verschiedenen Themen finden. So beraten wir unsere Kunden mit anschaulichen Beispielen.


Eine unserer Herzensangelegenheit sind trockenheitstolerante Pflanzen und solche für Insekten.


In dem folgenden Blogbeitrag möchte ich deshalb über Igelpolster und Begleiter schreiben. Es ist mir eine Freude, einige tolle Arten vorzustellen, die in Hinblick auf den Klimawandel auch im Garten, völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten bieten.

 

Foto unten: unser Steingartenquartier


Steingartenquartier


Erinacea-anthyllis-in-Marokko-am-Oukaimeden-in-3000-m-Hoehe

Foto oben: Der Igelginster (Erinacea anthyllis) in Marokko am Oukaimeden in 3000 m Höhe. Er blüht blau.



Igelpolster und andere Pflanzen für den trockenen Standort

 

Die submediterrane Dornpolsterflur-Felsheide findet sich als Pflanzengemeinschaft arider (trockener) Regionen unter anderem am Mittelemeer und in Anatolien.


Während diese Vegetation im weiter südlich gelegenen Atlasgebirge in einer Höhe zwischen 2.400 und 3.500 m vertreten ist, kommt sie in der Sierra Nevada in Spanien zwischen 1.500 und 2200 m, auf Kreta zwischen 1.500 und 2.450 m vor.

Besonders beeindruckend sind die Polster der Igelpolster (Acantholimon  Arten). Diese Gattung findet man nur in den Pflanzengemeinschaften des östlichen Mittelmeerraumes und weiter bis nach Zentral-Asien.


Es gibt über 200 Arten und nur wenige habe bisher den Einzug in die Gartenkultur gefunden. Hier ist sicher noch ein Potenzial vorhanden. Der seltenere Einzug in die Staudensortimente liegt auch an der Schwierigkeit der Vermehrung.


Vor vielen Jahren war ein Samenansatz im Garten undenkbar. Vor zwei Jahren fanden wir in unserer angelegten Dornpolsterflur eine Handvoll Sämlinge! Hier können wir auch den Klimawandel erkennen. Diese bilden beeindruckende, kissenartige Polster. Ein hoffnungsvoller Ausblick.



Dornpolsterflur-in-Marokko-in-3000-m-Hoeh

Foto oben: Dornpolsterflur in Marokko, so harmonisch mit Gräsern, wie in einem Garten und das in 3000 m Höhe. Sie schützen sich durch ihre harten, zu Dornen ausgebildeten Triebe vor Beweidung und der mehr als vier Monate andauernden Sommertrockenheit. Ebenso helfen die Anpassungen dabei trotz extremer Sonneneinstrahlung und starker Winde selbst in den trockensten und heißesten Hochgebirgsregionen zu überleben.




Foto links: Acantholimon trojanum

Foto rechts: Acantholimon ulicinum ssp. creticum




Foto: die Dornpolsterflur in Marokko in 3000 m Höhe sieht aus wie ein Garten in der Natur



Igelpolster Acantholimon ulicicnum ssp. creticum

Foto oben: Das Igelpolster Acantholimon ulicicnum ssp. creticum überspannt Mauerkronen




Foto links: Acantholimon trojanum mit ihren Samenständen, die wie Blüten wirken

Foto rechts: ein besonderes, uralt werdendes Bohnenkraut in der Sierra Nevada in über 2000 m Höhe



Igelpolster sind tolle, beeindruckende Polsterpflanzen für trockene, sonnige Gärten

 

Die Polstergröße der Arten ist unterschiedlich. So wächst der seltene Acantholimon saxifragiforme nur zu kleinen Polster von 15 bis 20 cm und ist etwas heikel im Garten,  während Acantholimon ulicinum ssp. creticum relativ zügig große Polster bildet, die einen Durchmesser bis ca. 1 Meter erreichen können. Er besitzt schönes graublaues Laub und zeigt einen reichen Blütenansatz.


Das gleiche trifft auf Acantholimon hohenackeri zu. Er blüht besonders reich ist aber etwas kälte- und nässempfindlicher. Er gedeiht aber im Regelfall auch in jedem Garten gut, wenn die Standortbestimmungen wie volle Sonne und gut drainierter Boden stimmen. Acantholimon hohenackeri ist eine gute Wahl, wenn man nicht so viel Platz zur Verfügung hat, da dieser wesentlich kompakter bleibt als Acantholimon ulicinum ssp. creticum.


Ähnlich in der Größe ist Acantholimon trojanum, aber mit grünem Laub und der Wuchs ist mehr rundkugelig. Während Acantholimon glumaceum auch grüne Nadelblätter hat, die aber fast weich sind. Sein Wuchs ist eher breitpolsterig. Nach den attraktiven rosa Blüten die an kurzen langestreckten Blütenständern erscheinen, zieren die Igelpolster mit Samenständen, die noch lange dekorativ auffallen, besonders, wenn sich das Licht darin fangen kann.


Für alle Arten ist volle Sonne unerlässlich. Auch dürfen sich keine Blätter auf den Polstern im Herbst von Bäumen ansammeln. Es würde schnell zu absterbenden Stellen im Polster kommen und unschöne Stellen, an den sonst beeindruckenden Polstern, hinterlassen.


Die Igelpolster sind tolle, beeindruckende Pflanzen für den trockenen Standort und Gärten, in denen keine Bewässerung erfolgt.



Ein-hitzevertraegliches-Kleinod-im-Steingarten-Convolvulus-x-suendermannii

Foto oben: ein hitzeverträgliches Kleinod im Steingarten mit der kleinen Strauchwinde (Convolvulus x suendermannii). An den Triebspitzen der silbrig behaarten Blättchen bringt sie schön geformte, seidigrosa Blüten hervor.



Igelpolster in Begleitung

 

Als Begleitpflanzen eignen sich trockenheits- und hitzeverträgliche Kleinstauden, die nicht über die Polster wachsen. Wir haben z.B. kombiniert:


  • Convolvulus x sündermannii (Trichterwinde/Strauchwinde) mit tollen rosa Blüten und graublauen Polstern

  • Pterocephalus depressus, eine kleine verholzende, spalierartig wachsende dem Boden angeschmiegte Staude und aufsitzenden lilarosa Blütenköpfen

  • Catananche (Rasselblume) ist eine besondere Pflanze aus Marokko. Diese Art bildet silbrige Polster mit aufsitzenden gelben Blüten. Es gibt jedoch auch Catananche caerulea mit blauen Blüten.

  • Linum suffruticosum (Strauchiger Lein) bildet kleine verholzende Büschchen

  • Anthyllis hermanniae (Dorniger Wundklee) ist ein kleines hitzeverträgliche Gehölz

  • Ptilotrichum spinosum ist eine kleine polsterbildende strauchig wachsende Art

  • Ptilotrichum spinosum ‘Purpureum‘ ist eine schöne farbintensive rosarote Auslese. Diese Zwergsträuchlein können sich aussähen und es kommen dann meist Farben von weiß über rosa bis rosarot heraus.

  • Daphne oleoides (Seidelbast) und noch weitere interessante Stauden und Zwerggehölze finden sich um den beeindruckenden Igelpolstern einen weiteren Rahmen zu geben.

  • Astragalus angustifolius soll zum Schluss unter den Polstern noch  erwähnt werden. Er bildet ebenfalls große graubelaubte Polster und wächst ähnlich den Igelpolstern. Er ist sehr robust und im Frühling vollkommen mit weißen Blüten bedeckt. Man kann ihn auch in der Natur auch zusammen mit Acantholimon finden.




Astragalus-angustifolius

Der schmalblättrige Tragant (Astragalus angustifolius) wächst hier auf kalkhaltigen trockenen Böden in den Bergregionen des südlichen Balkans und Kreta.




Er ist ein kleiner polsterbildender Halbstrauch mit silbergrauen Fiederblättchen. Die kleinen Schmetterlingsblüten sitzen kurz über dem silbrigen Laub und blühen cremeweiß von Mai bis Juni.




Die blaue (kurzlebige) Rasselblume Catananche caerulea wächst auf trockenen Wiesen in Südwest Europa, wie Südfrankreich, Spanien und Italien. Sie hat eine kornblumenähnliche tolle blaue Blüte und wird 50 bis 80cm hoch und blüht im Juni bis September. 




Ein kleiner mediterraner Zwergstrauch mit ledrigem Blatt und roten Beeren ist der Ölbaumähnliche Seidelbast (Daphne oleoides). Mit der Winterhärte müsste man es probieren. Vielleicht lohnt es. Er blüht im April bis Mai und entwickelt dann kleine, nicht essbare, orangerote Früchte.




Der Wunderklee (Anthyllis hermanniae) kommt aus dem Mittelmeerraum. Er hat wirres, dichtes Zweigwerk und dornige Zweigenden.

Anthyllis hermanniae wird 50cm hoch und wächst auf warmen, trockenen Plätzen. Dort blüht er von April bis Juli.




Halbstrauchiger Pyrenäen-Lein (Linum suffruticosum ssp-salsoloides) wächst auf Kalk und Dolomit in den West Alpen, Spanien und Mittelfrankreich. Dort bildet der Lein flachwachsende üppig blühende Matten.



Teide-Vulkan

Foto oben: Die Landschaft um den Teide-Vulkan auf Teneriffa auf etwas 2000m. Hier in der kargen Landschaft  blühen in lieblichen Rosa der Behaarte Federkopf (Pterocephalus lasiospermus).  Im Garten bevorzugt sie ebenfalls einen steinigen, gut wasserdurchlässigen Boden. USDA Klimazone 9 (- 6,6 bis – 3,9 Grad C°). In milden Gegenden ein Versuch wert.



Pterocephalus-lasiospermus

Foto oben: Die hübsche skabiosenähnliche Blüte des Behaarten Federkopf (Pterocephalus lasiospermus) blüht von Juli bis September. Nicht unbedingt überall winterhart.



Ptilotrichum-spinosum

Foto oben: Das halbstrauchig wachsende Steinkraut (Ptilotrichum spinosum 'Purpureum') aus dem Mittelmeergebiet wächst an sonnig-heißen, felsigen Plätzen. Es ist recht  winterhart und blüht im Juni bis Juli.



Übergang zur Steppe

 

Mit den höheren Stauden der Steppe, können wir etwas mehr Dynamik in die starren Igelpolster hineinbringen. Auch können wir mit den Steppenstauden einen Übergang zu halbschattigeren Bereichen schaffen.


Am Rande der Dornpolsterflur oder auch dazwischen, sollten die Stauden keine allzu üppige Laubentwicklung haben. Sonst würde es nicht passen und auch die Igelpolster zu sehr beschattet. Dazwischen eignet sich z.b. auch die Junkerlilie (Asphodeline lutea) die Schnittlauch ähnliches graues Laub besitzt, so wie auch der Diptam (Dictamnus albus), deren langsamer und standortreuer Wuchs gut einzuplanen ist.


Mit genügend Abstand fügt sich das graulaubige Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus) ein. Es muss jedoch immer wieder zurückgeschnitten werden. Ebenso der Rosmarin (Rosmarinus), der Salbei (Salvia officinalis) und Thymian in Arten und Sorten sind gute Begleiter. Im Hintergrund ist die imposante Mittelmeerwolfsmilch (Euphorbia characias) oder der Spanische Ginster (Genista hispanica) ebenfalls passend.




Foto oben: Diptam oder der Brennende Busch (Dictamnus albus) wächst in Mitteleuropa auf Kalkmagerrasen also auch im garten auf kalkhaltigem, mineralischem Boden in voller Sonne. Er bringt einen vertikalen Akzent ins Beet. Diptam blüht im Juni, Juli.



Foto unten: Kräuterheide in der Sierra Nevada in 1800 m Höhe, die Natur kann ein tolles Vorbild für unsere Gärten sein.


Kraeuterheide-in-der-Sierra-Nevada-in-1800-m-Hoehe


Foto unten: unsere Dornenpolsterflur im Garten mit dem Steppengras (Stipa nitens) 


Stipa-nitens-oben-links


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Gräser dürfen nicht fehlen

 

Auch Gräser, insbesondere das eine darf in der Steppe nicht fehlen. Vorsichtig dosiert würden sie gut dazu passen. Federgräser (Stipa nitens) wären eine Besonderheit aus dem Atlasgebirge. Sie sind noch nicht in Kultur und ich habe Samen in Marokko in 3000 m Höhe gesammelt. Diese Gräserschätze haben sich bei uns in der Dornpolsterflur zu wunderschönen kompakten reichblühenden Pflanzen entwickelt. Durch guten Samenansatz in unserem Garten freuen wir uns dann Pflanzen dieser wunderschönen Art anbieten zu können.


Der Blauschwingel (Festuca glauca) den jeder kennt, fügt sich ebenfalls bestens in dieses Bild.  Zur Pflege sollten ev. abgestorbene Polsterteile herausgeschnitten werden sowie eventuelle anfliegende Laubblätter von den Polstern heruntergenommen werden.

 

Hier möchte ich noch einige Beispiele von Bepflanzungen in der Gärtnerei zeigen:

 


Foto unten: Tuffsteinmauer im Verkaufsgarten 


Tuffsteinmauer

Foto unten: Unser Wohnhaus mit Verkauf davor


Staudengärtnerei

 


Der richtige Standort für Dornpolster

 

Werden die Grundbedingungen wie volle Sonne, gute Drainage, mineralischer Oberboden beachtet, dann bleibt der Pflegeaufwand gering.


Wenn Sommerperioden von Hitze- und Trockenheit geprägt werden, fühlt sich die Dornpolster am wohlsten und man kann statt gießen am Abend die beeindruckende Pflanzung genießen.



Thomas und Sirgid Eidmann führen seit Jahren gemeinsam die Staudengärtnerei






Einladung in die Gärtnerei

 

Übrigens: viele sonnige Beete, aber auch einige schattige Ecken mit Besonderheiten kann man bei uns entdecken. Ein kleines (ca. 10Jahre altes) Moor steht im Kontrast zu den zahlreichen Steingartenecken. Die „Bulgariensteppe“ und die“ Dornpolsterflur“ wurden der Natur nachempfunden. Da unsere Staudengärtnerei sich seit 30Jahren entwickelt, sind viele Pflanzungen schon richtig alteingewachsen. Die älteste “Staudenpflanzung“ ist ein kleiner Trog, der in seiner Kombination aus meiner Lehrzeit, schon 35 Jahre alt ist! (Dianthus erinaceus, Jovibarba admontense, Draba aizoides).


Kleine Themenführungen an den Samstagen geben den Kunden Einblicke in die Staudenvielfalt unserer Gärtnerei. All dies ist nur möglich, dank unserer engagierten, motivierten Saisonkräfte. Sie stehen uns seit etlichen Jahren zur Seite.


Ein Höhepunkt unserer Entwicklung, ist für uns der aktive Schritt zum Ausbildungsbetrieb. Derzeit ein Lehrling und zwei Gesellen, machen sich positiv bemerkbar. Da wir ein artenreiches Spezialsortiment führen, brauchen wir Fachkräfte von der Produktion bis zur Kundenberatung.


Über einen Besuch würden wir uns jederzeit freuen.

Thomas Eidmann

 



Die Gärtnerei Eidmann befindet sich in der Nähe Frankfurts, zwischen Aschaffenburg und Darmstadt, in dem kleinen Örtchen Groß-Umstadt. Wenn du Lust hast die Gärtnerei zu besuchen, erwarten dich zahlreiche schöne Pflanzbeispiele.


Im Internet kannst du die Staudengärtnerei Eidmann ebenfalls besuchen. 


Ich bedanke mich herzlich bei Thomas Eidmann für den tollen Beitrag. Dornpolsterfluren beeindrucken durch ihre Vielgestaltigkeit in Formen und Strukturen. Sie sind ein Ausblick, wenn es heißer und trockner wird und eröffnen völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten.


Noch fährt diese Pflanzenwelt “völlig unter dem Radar”. Es lohnt, schöne Beispiele zu pflanzen und weiter in die Gartenwelt zu tragen. 


Bleib natürlich

Petra

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