ein Gastbeitrag von Soeren von Hoerschelmann

Soeren gärtnert von Kindesbeinen an. Folgerichtig absolvierte er eine Ausbildung als Landschaftsgärtner und studierte Landschaftsplanung an der Universität Kassel.

Im Jahr 2000 meldete er neben dem Studium seinen ersten Gewerbebetrieb an. Seitdem ist viel passiert: Er baute ein Unternehmen für den Garten- und Landschaftsbau bei Hamburg auf und profilierte sich gleichzeitig als Planer ausgefallener Privatgärten. Heute führt den Betrieb ein zweiter Geschäftsführer, so dass Soeren sich voll den kleinen und großen, aber immer spannenden Planungsprojekten widmen kann.

Die ganzheitliche Ausrichtung – von der Beratung, die Planung, über die Ausführung bis zur kundigen Gartenpflege – liegt ihm nach wie vor zentral am Herzen. Besondere Freude bereitet es ihm, die Wünsche der Bauherren in eine professionelle Form zu bringen und die passenden Pflanzen für sie zu finden.

Für einen ihrer Gärten haben Soeren und sein Team gerade eine Anerkennung beim renommierten Wettbewerb „Gärten des Jahres 2021“ erhalten. Am Beispiel dieses Gartens beschreibt er für uns seine Gestaltungsansätze.

Ich habe ihn gefragt, ob er uns seinen “anerkannten und preisgekrönten”  Garten vorstellen kann. Kleine Gärten geschickt aufzuteilen und raffiniert zu gestalten ist ja schließlich nicht so einfach.

Hier ein gelungens Beispiel:

 

Fn
 

Die Gestaltung (kleiner) Gärten

Natürlich ist der Garten nicht besonders groß, aber auch nicht winzig. Normal, würde ich sagen. Insofern gelten die folgenden Tipps nicht nur für kleine Gärten, ganz im Gegenteil: Sie sollten meiner bescheidenen Meinung nach mit abnehmender Fläche lediglich umgekehrt proportional stark beherzigt werden.

Soll heißen: Im kleinen Garten fallen Misstöne halt schneller auf. Womit wir schon bei meiner Lieblingsmetapher wären: Die Musik. Gerne vergleiche ich gestaltete Gärten mit einer gelungenen Komposition. Ganz folgerichtig ist mein erster Punkt dann auch:

 

Motiv oder Melodie

Damit meine ich eine Ahnung davon, was den Garten im innersten ausmacht. Was ist das Besondere? Das kann die Öffnung zu einer dramatischen Aussicht sein oder das genaue Gegenteil, die totale Einkehr, weil komplett umbaut.

Gibt es eine interessante Hochbauarchitektur, auf die reagiert wird? Oder ist es die Idee von etwas, das sich in der Komposition zeigen soll? In unserem Beispiel war es der Wunsch der Bauherren, einen Anklang an Frankreich zu ahnen, ohne einen französischen Garten nachzubauen.

Er sollte auf die kleine Villa reagieren und nach Norddeutschland passen – und dennoch nach Frankreich duften.

Rhythmus

Eine gelungene Komposition benötigt ein verlässliches Fundament, auf dem sich das Motiv aufbaut, einen Rahmen, in dem sich die Melodie entwickeln darf.

Was taucht immer wieder auf, wird wiedererkannt, hält den Garten zusammen? Bei uns sind es zum einen die niedrigen Trockenmauern, die zudem die Topographie sichtbar machen und zum anderen die Stahlhalme, die Bereiche voneinander teilen. siehe Plan…

 

Plan 1_PP

Variationen und Layer

 

Je kleiner der Garten, desto dichter die Gestaltung. In einem stabilen Rahmen, mit einem klaren Motiv, kann Tonspur um Tonspur ergänzt werden, ohne dass die Gestaltung auseinander fällt – bis hin zu bepflanzten Fugen.

Also, Plattenfugen jetzt, nicht das Kompositionsprinzip. Obwohl… na, die Parallele ist jetzt bestimmt schon klar, oder? Jedenfalls können sich Solisten vor dem Hintergrund der Harmonie abheben, es darf feine Verzierungen geben oder gerne auch mal eine bewusst gesetzte Dissonanz.

Geht alles, weil ja die Komposition insgesamt trägt. Denn: Auch ein kurzer Song kann dicht und vielschichtig komponiert und produziert sein. Es lässt sich immer etwas neues entdecken, auch nach wiederholtem Hören wird er nie langweilig – ohne beliebig zu werden.

Foto 1
Soweit aus der Welt der Allegorien. Weiter in die Welt der Dimensionen:

Raum

Gärten brauchen Räume, genau wie Häuser. Nur bauen wir keine Wände und kleben Raufaser dran, sondern wir pflanzen Hecken, besondere Gehölze, Pergolen, Stufen, Abfangungen oder sonstige vertikale Elemente, die man in Häusern kaum finden wird. Und das Dach fehlt üblicherweise.

In kleinen Gärten hat man weniger Platz, um Räume zu bilden. Dabei profitieren gerade sie von einer klugen räumlichen Aufteilung, weil sie dadurch deutlich größer wirken, als sie eigentlich sind. Das Ziel ist nicht, ein „Davor“ und ein „Dahinter“ zu haben, sondern ein „Davor“ und dahinter noch ein „Davor“.

Neugierig soll das machen, was es alles zu entdecken gibt. Wenn schon nicht eine andere Welt, so soll man doch eine andere Atmosphäre atmen, den Blickwinkel verändern. Neues um sich herum und vielleicht auch in sich entdecken.

siehe Plan…

Plan 2_PP
Foto 2

Zeit

Keine andere Gestaltungsdisziplin arbeitet so sehr mit der Zeit wie die Gartenkunst: Kleine Pflanzen entwickeln sich über Jahre zu prächtigen Solitären, die Jahreszeiten lassen Beete sich stetig wandeln und Steine bekommen ihre lang verdiente Patina.

Der Wandel mit der Zeit sollte immer mitbedacht werden und zwar der zirkuläre wie der lineare gleichermaßen. Das bedeutet konkret: Gehölze sollten groß werden dürfen, ohne dass man ständig an ihnen herumschnippeln muss.

Pflanzenkombinationen sollten nicht nur im Sommer gut aussehen, sondern für jede Jahreszeit etwas besonderes bieten. Und das ausgewählte Material sollte nicht nur altern können, sondern dadurch noch an Wert und Würde gewinnen.

Foto 3

Und jetzt mal ganz praktisch: Der Dreiklang in der Gartengestaltung heißt doch seit eh und je „Stein – Wasser – Pflanze“. Warum den nicht einfach beherzigen?

Foto 4
 

Über den Stein braucht man sich nicht lange unterhalten, der ist nötig, damit wir den Garten bewohnen können. Entscheidend ist ja aber auch, welcher Stein eigentlich? Da gibt es inzwischen so viele Möglichkeiten, dass einem fast schwindlig wird. Die richtige Auswahl? Siehe oben. Und immer dran denken: Platz für Wasser und Pflanzen sollte es auch noch geben. 

 

Foto 5
 

Wobei Wasser auch in den kleinsten Darreichungsmengen den Garten bereichert. Die Gründe dafür aufzuzählen würde den Rahmen hier sprengen. Es reicht vielleicht die Feststellung, dass alles Leben auf der Erde von ihm abhängt.

Es erfrischt und belebt. Es spiegelt. Es ist unvergleichlich. Ein Garten ohne Wasser bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Pflanzen jedenfalls brauchen Wasser zum Wachsen.

 

Foto 6

 

Und der Garten braucht Pflanzen, um zum Garten zu werden. Pflanzen sind die Seele des Gartens, Rückgrat, Zierde und Nutzen gleichermaßen. Der dicke Baumstamm, an den man sich lehnt oder die zarte Blüte, die aus dem Schnee lugt. Pflanzen zeigen uns den Kreislauf und das Fortschreiten der Zeit. 

Womit wir wieder auf der Metaebene angelangt wären. Spannend, was ein Garten alles kann! Egal ob klein oder groß.

Dein Soeren von Hoerschelmann

 

 

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Herzlichen Dank an Soeren für viele wertvolle Gedanken zu diesem wichtigen Thema. Denn die meisten Gärten sind nicht riesig und brauchen viel Sorgfalt bei der Gestaltung.

Du möchtest Kontakt zu Soeren aufnehmen? Hier geht es zu den Gaerten von Hoerschelmann.

 

Wenn du gern noch mehr über die Gestaltung von Gärten lesen möchtest, dann lies vielleicht auch diese Beiträge:

 

Staudenbeet im Garten – finde die perfekte Größe, Lage, Form

Wie du eine Oase aus Pflanzen erschaffst (auch wenn du keinen Großen Garten hast)

Der Garten ist unser Sehnsuchtsort 

 

PS: In dem neuen Buch Gärten des Jahres, findest du diesen hier vorgestellten Garten und natürlich noch viele andere prämierte Gärten.

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Gärten des Jahres 2021

Einen einzigartigen Überblick über die schönsten Privatgärten der besten Gartenplaner im deutschsprachigen Raum bietet die Dokumentation zum Wettbewerb GÄRTEN DES JAHRES 2021.

Landschaftsarchitekten, Gartengestalter sowie Garten- und Landschaftsbauer waren erneut aufgerufen, besonders gelungene, realisierte Privatgärten einzureichen, die von einer renommierten Jury ausgewählt und prämiert wurden. Gezeigt wird eine beeindruckende Vielfalt unterschiedlichster Privatgärten anhand inspirierender Farbabbildungen und aussagekräftiger Gartenpläne.

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