top of page

TROPENTRAUM IM ODENWALD - EIN EXOTISCHER GARTEN

Exotischer Garten

Ein Gastbeitrag von Sue Pfleger



Manchmal stößt man auf social media auf Bilder, die einen sofort neugierig machen. So ging es uns mit den Aufnahmen von Sue Pfleger! Ein exotischer Garten - die Kombinationen aus satten Farben und üppiger Vielfalt ließen uns nicht mehr los.


Wir hatten das Glück, Sue nicht nur online, sondern auch bei verschiedenen Veranstaltungen persönlich kennenzulernen – ihre Leidenschaft für Gärten und die Fotografie ist einfach ansteckend! In diesem Blogbeitrag nimmt uns Sue mit auf die Reise durch ihren Garten...




Sue Pfleger in ihrem Garten

Sue Pfleger, eine Britin, die im vorderen Odenwald lebt, hat ihren Vorgarten so angelegt, dass er in den Sommer- und Herbstmonaten einem tropischen Paradies gleicht - mit einer Mischung aus bekannten und ungewöhnlichen Pflanzen!









Der Anfang


Ich habe mich schon immer zu Pflanzen mit üppigen Farben, großen Blatt-formen, zu Yuccas oder Bananen hingezogen gefühlt. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht, weil es mich an meine Kindheit in England erinnert, an die Küstenstädte mit ihren farbenfrohen Sommerbepflanzungen und den Keulen-lilien und Palmen, die dort das Bild beherrschen?


Mein Vorgarten ist einem Experiment gewidmet, das ich während des Lock-downs im Jahr 2020 begonnen habe. Eine radikale Veränderung war erforderlich: Ich wollte den Vorgarten komplett neu bepflanzen, weil dort so viel Ackerwinde wucherte, dass sie alles erdrückte (der Vorbesitzer konnte sich nicht um den Garten kümmern. Mir blieb nichts anderes übrig, als alles auszugraben (2018/19), eine Saison zu warten, die Restbestände an Ackerwinde noch zu entfernen und dann den Garten neu zu bepflanzen.


Aber wollte ich einen Garten im ehemaligen Cottage-Look? Nein! Endlich konnte ich meinen Traum von einem Garten im exotischen Stil verwirklichen!




Inspiration durch Christopher Lloyd


Ich bin ein großer Fan der Bücher von Christopher Lloyd. Ich habe sein Buch „Exotic Planting For Adventurous Gardeners“ (das leider nicht auf Deutsch erhältlich ist) verschlungen.


Nachdem ich 2018 zum ersten Mal Great Dixter besucht hatte, wurde mir klar, dass mein Traum von einem exotischen Garten Wirklichkeit werden kann! Das Buch hat viele Ideen für meinen Garten geliefert.


Verschiedene Blattstrukturen und -Farben



Immer wenn ich meine Familie in England besuche, kombiniere ich das mit Besuchen in dem einen oder anderen Garten.


Auf Grund des milden Klimas dort und der langen Tradition, in Großbritannien exotische Pflanzen zu sammeln haben viele Menschen dort Exoten im Garten oder ein Beet mit „hot colours“, oder dedizierte exotische Gartenräume. Vielleicht ist Euch das auch schon aufgefallen?



Taglilienzeit mit Bistorta amplexicaulis 'Firetail' und Crocosmia 'Lucifer'

Bild oben: „Hot Border“ mit Hemerocallis 'Crimson Pirate', Bistorta amplexicaulis 'Firetail' und Crocosmia 'Lucifer'




Mein Exotischer Garten: Die Pflanzen


Farbigkeit ist für mich wichtig, sowohl in den Blüten als auch im Laub. Ich versuche, so viele Kontraste wie möglich in die Strukturen und Texturen einzubauen und Schichten in der Bepflanzung zu bilden. Ein unteres, mittleres und oberes Stockwerk in der Bepflanzung bedeutet, dass jeder Zentimeter des Bodens bedeckt ist und Unkraut keine Chance hat!


Exotischer Garten in Deutschland





















Bild oben: Der Exoten-Garten Anfang Juni




Pflanzenreich Web App


Hier sind einige der Pflanzen, die ich in meinem Garten verwende, um diese Bildwirkerei zu schaffen:


Trachycarpus fortuneii - Eine zuverlässig winterharte Palme. Ich habe eine große und zwei kleinere im Garten, die einen Dreieck in der Bepflanzung bilden und Struktur geben. Sie brauchen aber einen Winterschutz: hierzu stopfe ich die Krone mit Stroh aus, damit nicht zu viel Nässe eintreten kann. Der Stamm wird mit Vlies eingewickelt.


Musa basjoo - Eine winterharte Banane, die ebenfalls einen Winterschutz benötigt: Die Blätter werden nach dem ersten Frost abgeschnitten und die Stämme etwas gekürzt. Dann wird die Staude mit Stroh abgedeckt und darüber kommt noch eine Plane, damit Nässe nicht eintreten kann. Diese Schicht bleibt drauf bis ca. Mitte April.


Ensete ventricosum 'Maurelii' – Eine sehr dramatische rote Banane, die in der Garage überwintern muss, aber sehr einfach zu lagern ist. Die Pflanzen sind kälteempfindlich und sollten nicht unter 4°C draußen sein. Für die Lagerung über Winter schneide ich die Blätter ab, bringe die Stämme in die Garage und lasse sie kopfüber drei Wochen lang stehen, damit sie abtropfen und etwas austrocknen können, bevor ich sie in Sackleinen einwickele und in unserer frostfreien Garage bei ca. 8°C in ein Regal lege. Während der Lagerung kontrolliere ich, dass sie nicht verrotten, und drehe sie gelegentlich um. Im Mai kommen sie direkt aus der Garage in den Boden, und fangen (zu meinem Erstaunen) gleich wieder an zu wachsen!


Ensete ventricosum am Abend















Bild oben: Ensete ventricosum 'Maurelii' mit Rudbeckia triloba




Salbeiarten – Die im Odenwald nicht immer gänzlich winterharten Salvia-Arten, die ursprünglich aus Südamerika stammen, wie Salvia 'Amistad', oder die neuen 'Rockin'-Sorten, bestechen durch ihre Blüte bis zum Frost. Sie eignen sich hervorragend für Bestäuber, vor allem für die Taubenschwänzchen.


Taubenschwänzchen und Salvia 'Rockin' Fuchsia'

Bild oben: Taubenschwänzchen und Salvia 'Rockin' Fuchsia




Tetrapanax papyrifer – Ein exotischer Strauch, der auch von etwas Winterschutz profitiert (eine Abdeckung aus Vlies reicht). Er treibt im späten Frühjahr wieder aus. Seine gigantischen Blätter sind ein Muss in meinem Garten.


Helianthus salicifolius - Diese Pflanze sieht man oft in Präriebepflanzungen oder Staudenbeeten, aber ich verwende sie nur wegen ihres Laubes. Da ich sie kompakt halten möchte, schneide ich sie um zwei Drittel zur Zeit des „Chelsea Chop“ zurück. Somit bereichert sie die Beete mit ihrem filigranen Laub, blüht dafür aber nicht.



Helianthus salicifolius nach einem „Chelsea Chop“ neben den riesigen Blättern von Tetrapanax papyrifer

Bild oben: Helianthus salicifolius nach einem „Chelsea Chop“ neben den riesigen Blättern von Tetrapanax papyrifer




Ricinus communis - Eine einjährige Pflanze, die ich jedes Jahr aus Samen ziehe. Mitte April ist früh genug damit zu starten, um sie im Juni auspflanzen zu können. Sie erreichen ihren Höhepunkt im September wo sie 2,50 m (und höher) werden. Diese aparte Pflanze verleiht sofort exotisches Flair - ihr Laub ist in vielen Farben erhältlich, von fast schwarz über lila und grün bis hin zu rot. Die Blüten sind unscheinbar, dafür sind die Samenkapseln spektakulär. Aber Vorsicht: die Pflanze ist sehr giftig!



Brunnera-Arten - Eine weitere Gattung, die ich gerne in der Unterpflanzung verwende. Es gibt einige Sorten mit sehr großen Blättern wie Brunnera macrophylla 'Alexanders Great' oder 'Alexandria' mit ihren silbrigen Blättern, die ich sehr empfehlen kann.




Bild oben links: Rizinus communis gibsonii

Bild oben rechts: Brunnera macrophylla 'Alexandria' in der Unterpflanzung des exotischen Gartens



Knöterich-Arten – Sie sind in meinem Garten unverzichtbar, vor allem in der Unterbepflanzung, wo ihre aparten Blätter ein Hingucker sind und für Kontrast sorgen. Meine winterharten Knöteriche sind: Persicaria macrophylla 'Purple Fantasy', P. virginianum 'Painter's Palette' und P. microcephala 'Red Dragon'.


Eine einjährige Pflanze, die auch nicht fehlen darf, ist Persicaria orientalis, mit dem bezaubernden englischen Namen „Kiss Me Over The Garden Gate“. Wenn man Glück hat, säht sie sich selbst im Folgejahr aus, aber nicht immer zuverlässig. Deshalb ziehe ich sie vor. Hier sollte man, meiner Erfahrung nach, erst im April anfangen. Sie blüht den ganzen Sommer/Herbst und ist auch bei Bestäubern sehr beliebt.



Exotischer Garten in Deutschland

Bild oben: „Kiss Me Over The Garden Gate“ (Persicaria orientalis) drapiert sich elegant in der Bepflanzung!





Dahlien und Cannas - sind die Stars des Gartens im Sommer und Herbst! Dahlia 'David Howard', die Christopher Lloyd sehr mochte, ist eine wunderschöne Dahlie mit dunklem Laub und orangefarbenen Blüten und hat eine sehr lange Saison.


Dahlia 'David Howard'














Bild oben: Dahlia 'David Howard'



Mittlerweile verwende ich viele einfach-blühende Dahlienarten, zum Beispiel Dahlia coccinea oder D. merckii, die ich auch selbst aussähe.


Ich liebe auch meine extravaganten Canna-Sorten, auch wenn diese nicht ganz einfach zu beziehen sind. Zum Glück gibt es ein paar Züchter in Europa und manchmal bekomme ich Pflanzen oder Samen über Etsy oder Ebay. Man muss die Pflanzen dann leider erst einmal in Quarantäne halten (bei mir im Garten hinter dem Haus), wegen dem leider weit verbreiteten Canna-Virus. Auch wenn die Anzucht aus den Samen nicht immer sortenrein ist, blühen die Sämlinge oft schon im ersten Jahr und sorgen für einen eindrucksvollen Überraschungseffekt!


Die schöne Blüte eines Canna-Sämlings




















Bild oben: Die schöne Blüte eines Canna-Sämlings



Weitere Stauden, die in meinem Garten auf gar keinen Fall fehlen dürfen sind Hakonechloa macra 'Aureola', Miscanthus sinensis 'Zebrinus', viele verschiedene Taglilien, winterharte Ingwerarten, Yuccas, winterharte Farne und eine Anzahl Euphorbien.


Hakonechloa macra 'Aureola' mit Rhizinus communis gibsonii und dem dunkelrotem Laub von Canna 'Eisenhower'

Bild oben: Hakonechloa macra 'Aureola' mit Rhizinus communis gibsonii und dem dunkelrotem Laub von Canna 'Eisenhower'




Mein Gartenjahr


Das Gartenjahr beginnt im exotischen Vorgarten mit dem Blühen der Kaiserkronen und andere Geophyten.

Kaiserkronen mit Palme





















Bild oben: Fritillaria imperialis und Trachycarpus fortuneii sehen zusammen sehr extravagant aus!



Ab diesem Zeitpunkt fange ich an, ein immer wechselndes Sortiment einjähriger Pflanzen im Gewächshaus auszusäen (z.B. Tithonia diversifolia oder Leonotis leonurus).


Im Mai bringe ich die einquartierten Pflanzen aus dem Winterlager heraus und pflanze sie in den Boden.


Nach einer langen und bunten Saison, wenn die ersten Fröste sich anmelden (oft erst ab Ende November), grabe ich die Dahlien, Cannas, Begonien und roten Bananen alle wieder aus und das Gartenjahr geht für mich somit zu Ende.


Ja, ich gebe zu, es ist mit Aufwand verbunden. Aber für die Wirkung, die meine Exoten im Beet haben, lohnt es sich!


Begonien ausgepflanzt für den Sommer





















Bild oben: Auch meine Begonien werden im Sommer ausgepflanzt




Wer mehr sehen möchte…

Wer von meinem Vorgarten mehr sehen möchte, lade ich ein, bei meinen Instagram-Account reinzuschauen @my_exotic_front_garden




Vielen Dank, liebe Sue für die tollen Einblicke!


Bleibt natürlich -

Petra und Leonie

2 Kommentare

2 Comments


Guest
vor 21 Stunden

Ich finde es ist höchste Zeit einheimische Pflanzen in unsere Gärten zu holen. Die exotischen Pflanzen sind wunderschön aber für unsere heimische Tierwelt sicher nicht geeignet.

Like
design-natuerlich
vor 18 Stunden
Replying to

Wir finden: es sollte eine gute Mischung sein! Durch den Klimawandel verändern sich unsere gewohnten Pflanzen- und auch Insektenwelten. Je breiter gefächert unsere Pflanzenauswahl ist umso besser können wir auch Veränderungen reagieren.

Like
bottom of page