Der Winter im Garten muss nicht langweilig sein
Welche Stauden soll man im Herbst lieber stehen lassen und welche Stauden sind präsent, weil sie winterhart und immergrün sind? Auch im Winter bereichern Stauden und Gräser den Garten. Zusammen mit Gehölzen, die vielleicht einen schönen Fruchtschmuck haben oder eine schöne Rinde, wirken sie als Gesamtheit und sind ihnen mindestens ebenbürtig.
Wer zu früh abschneidet bringt sich um einen schönen Winteraspekt. Längst hat das Belassen von Stauden und Gräser mehr Akzeptanz gefunden. Das ist auch gut so. Zahlreiche Stauden und Gräser haben ihre ganz eigene spezifische Farbigkeit im Winter.
Zudem bereichern Frucht- und Samenstände den winterlichen Garten. Der eigentliche Charakter der Pflanzen bleibt erhalten und zeichnet das Wesen der Pflanze nach.
Wie schön das aussehen kann, hat Elke Lilje hier vorgestellt.

Pflanzenverwendung ist mein Thema
Elke Lilje – Landschaftsarchitektin aus Hannover – das grüne e
Schon immer war ich begeistert und sog förmlich alles auf, was mit „Natur“ zu tun hatte. Das hatte sich nie verändert und als ich erwachsen wurde, war meine Neugier diesbezüglich ungebrochen.
So kam ich schließlich nach einem ökologischen Jahr zu meinem Landschaftsarchitekturstudium nach Erfurt an die Fachhochschule. Hier wurde mir schnell klar, dass die Pflanzenverwendung mein Thema wird. In einem weiterführenden Studium in Hannover und Schweden habe ich diese Richtung dann vertieft.
Ich durfte dabei von Prof. Wolfgang Borchardt, Prof. Dr. Anke Seegert, Peter Korn und Magnus Svenson lernen. Exkursionen in die Gärten von Piet Oudolf, Henk Gerritsen und Mien Ruis nährten das Samenkorn, das mich über Umwege schließlich zu Staudenliebhaberin und Meisterin der Pflanzplanung brachte: Petra Pelz. Seit zwei Jahren darf im Austausch mit ihr lernen und erfreue meine Auftragger:innen mit meinen Garten- und Pflanzplanungen.
Wenn ich nicht gerade fleißig im Büro Denkarbeit leiste, habe ich Pflanzen in der Hand. In unserem Kleingarten wird ausprobiert und hin und wieder darf ich mit dem Gärtnerteam der Firma Janisch draußen arbeiten.
Dabei sehe ich, wie meine oder von anderen erdachten Pflanzungen entstehen lerne, wie Pläne umgesetzt und Pflanzungen gepflegt werden, was gut und was weniger gut funktioniert.
Mit einem pflanzlichen Thema schloss ich über den Winter 2016 auch mein Studium ab und tourte dafür bei klirrender Kälte durch Norddeutschland auf der Suche nach winterattraktiven Stauden.
Darüber möchte ich hier schreiben:

Stauden und Gräser im Winter – die Welt dreht den (Farb) Sättigungsregler herunter
Hierzulande erstreckt sich die Vegetationsruhe der sommergrünen Pflanzen etwa von November bis März. Die Welt dreht den Sättigungsregler herunter und die Sonnenstunden nehmen rapide ab. Wir Flachlandbewohner können eher selten auf eine Schneedecke hoffen, die alles wieder in eine helle freundliche Landschaft verwandelt.
Eine dünne Schneedecke oder Raureif auf Samenständen oder Gräsern sehen zauberhaft aus, passiert aber eben auch nicht jeden Wintertag. Also schauen wir, wenn Frau Holle uns mal wieder vernachlässigt fünf lange Monate auf trostlose Beete….
Aber ist das wirklich so? In meiner Abschlussarbeit (2016) habe ich mich mit dem Thema winterattraktiver Staudenpflanzungen eingehend beschäftigt. Seitdem gehe ich besonders in der tristen Zeit des Jahres mit offenen Augen durch die Natur, Gärten und Parks und lasse diese Inspiration auch in meine Planungen einfließen.

Stauden lassen sich erstaunliche Winterbilder zeichnen
Klar, die spannende Rinde von Birken oder rotem Hartriegel kennt jeder. Lange zieren noch die Beeren von Feuerdorn oder Schneebeeren und es erfreuen die Blüten vom Winter-Duftschneeball.
Aber gibt es auch Stauden, die im Winter zieren?
Ja, die gibt es. Und zwar nicht nur solche, deren Samenstände im Winter stabil stehen bleiben. Einige Vertreter entwickeln tolle Herbstfärbungen, die teilweise bis zum Frühjahr bestehen. In sonnigen Bereichen strahlt immergrünes silbriges Laub, welches andere Farben sogar verstärken kann. Einen ähnlichen Effekt erzielen Stauden, deren oberirdische Teile im Winter eine sehr dunkle, fast schwarze Färbung annehmen.
Generell treten die wenigen Farben die sich noch in den Beeten finden mehr hervor, wenn die Umgebung an Farbintensität abnimmt. Kombinationen aus immergrünen Arten verschiedener Grüntöne können regelrecht leuchten. Ebenso bereichern farbige immergrüne Blattschmuckstauden das Repertoire. Und natürlich haben auch stabile Samenstände, die teils bizarre Formen annehmen können, eine tolle Wirkung.
Durch das Kombinieren der verschiedenen Möglichkeiten winterzierender Stauden lassen sich erstaunliche Winterbilder zeichnen, in denen die einzelnen Farben, Formen und Oberflächen sich gegenseitig verstärken, aufhellen und schärfen können.

Bild oben: Verschiedene Grün- und Silbertöne bieten noch Mitte Januar große Abwechslung. Fahlgelbe Gräser geben Struktur und lassen das blaugrüne Laub der Junkerlilie Asphodeline lutea umso mehr leuchten und hellen gleichermaßen das teils dunkle Laub der Palmblatt-Schneerose Helleborus foetidus Ebenfalls strahlt uns das feine silberne Laub des Sonnenröschen Helenium-Hybride ‚Butter and Eggs‘ und das sonnenbeschienene Johanniskraut Hypericum androsaemum ‘Orange Flair’ in rötlichem Winterkleid entgegen.


Bild oben: Die hellgelben Blüten der Palmblatt-Schneerose Helleborus foetidus zusammen mit dem blaugrünen Laub der Junkerlilie Asphodeline lutea.
Bild oben: Texturvielfalt – die dunkelgrünen rundlichen Blätter der Balkan-Wolfsmilch Euphorbia amygdaloides ssp. robbiae bilden einen tollen Kontrast zu den feinen Blättern der Junkerlilie.

Bild oben: Ein grafisches Schauspiel; Die schwarzen Samenkapseln des Hohen Johanniskrauts Hypericum moserianum sieht man schon von Weitem.


Bild oben: Nachdem die Samenstände der weißen Sommeraster oder auch Waldaster Aster divaricatus abgefallen sind, wirken die Blütenböden wie Tausende kleine Sterne.
Bild oben: Die kugeligen Samenstände der Herbst-Anemone Anemone tomentosa halten fast den ganzen Winter hindurch. Nach und nach beginnen diese aufzuplatzen und erinnern an Baumwolle.

Bild oben: Ein Meer aus kleinen gelben Samenständen bildet die Bergaster Aster amellus. Sie hielt in meinem Beobachtungszeitraum sogar bis in den Februar hinein.

Bild links:
Die hellen fedrigen Samenstände des Chinaschilf Miscanthus sinensis bilden einen tollen Hintergrund für die etagenförmigen Quirle des Brandkraut Phlomis russeliana.
Zusammen mit den rötlichen Schirmchen der Fetthenne Sedum telephium und den hellvioletten Samenständen der Goldrute Solidago ‚Ledsham‘ wird hier eine große Abwechslung erzielt.
Die Kissenaster Aster dumosus im Vordergrund wirkt dabei mit ihrem weißen Plüsch aufhellend.
Bild unten:
Farben- und Formenvielfalt: Schlangenbart Ophiogogon planiscarpus ‚Niger‘ und Palmblättrige Schneerose.
Das schwarze Laub verstärkt das gelbgrün der Schneerosenblüte ebenso wie das rote Winterlaub der Bergenie im Hintergrund.



Bild oben: Die dunklen Farnwedel des Frauenfarn Arthyrium filix-femina im Gegenlicht.
Bild oben: Das leuchtend rote Laub des Purpurglöckchens Heuchera Ende Januar.

Bild oben: Die unterschiedliche Färbung von Elfenblumen Epimedium spec. ist etwas ganz Besonderes im Winter. Noch schöner wird es, wenn Raureif die Blätter überzuckert.


Bild oben: Nicht nur die Samenstände, sondern auch das immergrüne flaumige Laub des Brandkrauts haben einen winterlichen Zierwert. Hier zusammen mit der der Heuchera Hybride ‚Purple Petticoats‘.
Bild oben: Im Januar bilden der Libanon-Lauch Allium zebdanens, die Lenzrose Helleborus orientalis und der Frauenhaar-Farn Adiantum venustum einen üppigen grünen Teppich. Rötlich im Hintergrund erscheinen noch die Wedel des Königsfarn Osmunda regalis.

Bild oben: Eine tolle Kombination – rote Hagebutten und graugrünes Laub der Schleifenblume Iberis sempervirens.


Bild oben: Abwechslungsreiche Laubkontraste: Frauenhaar-Farn, Lenzrose und geaderter Aronstab Arum italicum ‚Pictum‘.
Bild oben: Das Japanwaldgras Hakonechloa macra hier Ende Dezember hielt seine Färbung bis Ende Januar.

Bild oben: Der Garten von Petra Pelz im Winter 2016. Die schwarzen Kugeln der Färberlupine Baptisia australis rhythmisieren das Beet und lassen die langanhaltenden Herbstfärbungen von Japanwaldgras Hakonechloa macra und Lampenputzergras Pennisetum viridescens kraftvoll leuchten.


Bild oben: Winzige Tautropfen tanzen im Dezember auf dem Lampenputzergras Pennisetum viridescens. So entsteht eine glitzernde Pflanzendecke.
Bild oben: Petras Pflanzung am 21.02.2016. Die Farben sind zwar zurückgegangen, aber immer noch erlebbar. Auch die Standfestigkeit der Stauden und Gräser hat nur wenig gelitten.

Bild oben: Das Fahlgelb vom Silberährengras Stipa calamagrostis lässt das silbrig-grüne Laub vom Salbei Salvia officinalis strahlen. Das Schauspiel lässt sich auch ein neugieriges Rotkehlchen nicht entgehen.


Beide Fotos links und rechts: Sommerlich pudrige Töne zeigen Engelhaar-Gras Nassella tenuissima, Blauraute Perovskia atriplicifolia und der Salbei noch Anfang Januar.

Bild oben: Feine Kontraste und einen großen Detailreichtum werden im Zusammenspiel der Blauraute Perovskia atriplicifolia und der Bartblume Caryopteris clandonensis sichtbar.


Bild oben: Der halbstrauchartig wachsende Thymian bildet ebenso wie das grüne Heiligenkraut Santolina rosmarinifolia ssp. rosmarinifolia im Hintergrund eine feste Kugel.
Bild oben: Tolle Muster und ein ausdauerndes Silbergrün ziert die Walzen-Wolfsmilch Euphorbia myrsinites. Sie räkelt sich im Winter über die graue Waschbetonmauer.

Bild oben: Aufhellung und Verstärkung von Formen wird hier durch das wolkige Winterbild des hohen Schleierkrautes Gypsophila paniculata und den kugeligen Samenständen des Sonnenhutes Rudbeckia fulgida var. deamii Im Hintergrund gesellen sich die vertikalen Kerzen des Kandelaber-Ehrenpreis Veronicastrum virginicum dazu.


Bild oben: Samenstände vom Präriesonnenhut Ratibida im Gegenlicht. Man könnte glatt eine Distel vermuten.
Bild oben: Die Samenkapseln der Wiesen-Iris Iris sibirica erscheinen im Winter auf rötlichen Stängeln.

Bild oben: Formenkontraste -Samenstände von Indianernessel Agastache und Duftnessel Monarda. Mit einem helleren Hintergrund beispielsweise aus Gräsern treten diese Formen noch stärker in Erscheinung und die etwas dunkle Färbung wird aufgehellt.


Bild oben: Man kann es ja auch mal so sehen; Farbige Akzente kann eine vorübergehende Beetkante aus Falllaub bieten.
Bild oben: Einen immergrünen Teppich mit toller Textur bildet der Moss-Steinbrech Saxifraga arendsii.

Bild oben: Während das Laub des Schneckenknöterich Polygonum affine bis zum Ende des Winters komplett orange färbt, sind seine Samenstände von nicht ganz so langer Dauer. In diesem Dezemberbild leuchtet er zusammen mit Bergenie und Wollziest Stachys byzanthina.


Bild oben: Farbiger Detailreichtum – Salbei in Silber mit beginnender Violettfärbung Salvia lavandulifolia, die antennenartigen Samenstände und das schuppige silberne Laub von Santolina chamaecyparissias und einzelne Halme des rötlich gefärbten Diamantgrases Calamagrostis brachytricha.
Bild oben: Die weiße Gestalt des Perlkörbchens Anaphalis triplinervis bleibt den ganzen Winter erhalten. Die Blüten trocknen so, dass es wirkt als ob das Perlkörbchen den ganzen Winter über blüht.

Bild oben: Farbiges Trio – Lenzrose Helleborus foetidus, Heuchera ‚Caramel‘ und Sonnenröschen Helianthemum.
Ich hoffe sehr, der kleine Ausflug in die winterliche Staudenwelt hat dir gefallen! Vielleicht achtest du ja in deinem Garten bereits auf diesen winterlichen Aspekt. Wenn nicht ist es vielleicht eine Überlegung wert.

Und wenn du mehr über Elke wissen möchtest, besuche sie doch einfach mal auf ihrer Website. Das grüne e
Ansonsten schau gern auch mal auf ähnliche Blogbeiträge:
Winterzauber – meine Tipps für einen schönen Wintergarten
Gestalten mit Fruchtschmuck im Garten
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Bleib natürlich
Petra Pelz
Sehr schöner Streifzug durch den winterlichen Staudengarten! 🙂