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EIN FRÜHLINGSGARTEN OHNE BLUMENZWIEBELN – UNDENKBAR!


Tulpen und Muscari


Ein Gastbeitrag von Sylvia Knittel und Ina Timm



Wenn sich in grauen Februartagen das trübe Wetter aufs Gemüt schlägt, freut man sich auf Pflanzengrün und Blütenfarbe. Pflanzensehnsucht macht sich breit.

Kaum scheint einen Tag lang mal die Sonne, lugen schon die ersten Krokusse und Schneeglöckchen zwischen den noch längst nicht abgeschnitten Stauden hervor.


In so einer Zeit kommt das Gartenbuch von Sylvia Knittel und Ina Timm gerade recht.


Hier kann man erahnen, was uns demnächst erwartet. Zahlreiche Fotos laden zum Schwelgen ein. Die Texte sind informativ und erklären, was sich hinter den schönen Kombinationen an Know How verbirgt.


Wer jetzt im eigenen Garten im Herbst gut vorgesorgt hat, wird sich in Kürze an der eigenen Blumenpracht im Frühlingsgarten erfreuen.


Sylvia und Ina haben für uns einige Tipps und Inspirationen mitgebracht:



Sylvia Knittel

Sylvia Knittel fotografiert seit Jahren leidenschaftlich in Gärten und Natur. Besonders angetan haben es ihr die Zwiebelpflanzen. Auch in ihren bisherigen eigenen Gärten hat sie auf die Gestaltung mit Geophyten sehr viel Wert gelegt.


Dabei geht es ihr besonders um eine leichtfüßige und naturnahe Anlage, die gut an den Standort angepasst ist und wenig Arbeit benötigt, um gut auszusehen.


Sie ist Mitgründerin des campus botanicus. campus botanicus veranstaltet virtuelle Vorträge und Kurse rund um das Thema Garten und Botanik für alle Gartenfans von Einsteiger:innen bis Profis. Hier hat sie bereits mehrfach zu Zwiebelblühern vorgetragen.


Du möchtest mehr über Sylvia Knittel erfahren? Klicke hier.

 



Ina Timm

Ina Timm studierte Garten- und Landschaftsarchitektur und lebt im blühenden Tübingen. Ihr Büro ist auf den Entwurf und die Bauleitung von Privatgärten spezialisiert.

Als Autorin liegen ihr die Themen gute Gestaltung und Klimawandel besonders am Herzen. In ihren Büchern verrät sie gerne ihre gestalterischen Tipps und Tricks – damit jeder Leser seinen ganz eigenen, maß-geschneiderten Gartentraum verwirklichen kann.


Ina Timm ist die Autorin des Bandes »Robuste Schönheiten für den Garten«, der ebenfalls im BLV Verlag erschienen ist.

Du möchtest mehr über Ina Timm erfahren? Klicke hier.




C.-tommasinianus-und-Eranthis-im-Hermannshof

Foto oben: Ein Frühlingsteppich von Elfenkrokus Crocus tommasinianus und Winterlingen Eranthis im Hermannshof

Foto: Sylvia Knittel



Crocus-tommasinianus

Foto oben: Elfengleich ist der Elfen-Krokus Crocus tommasinianus

Foto: Sylvia Knittel



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Foto oben: Verschiedene Schneeglöckchen und Christrosen Helleborus blühen in Sylvias Garten

Foto: Sylvia Knittel



Ein detaillierter Blick auf Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome


Blumenzwiebeln sind weit mehr als Krokusse und Tulpen. Sie sind von Januar an wertvolle Begleiter durch das Gartenjahr. Wie das mit den Zwiebeln funktioniert, zeigt unser Buch „Robuste Traumgärten gestalten – wie Sie Ihren Garten für das Klima wandeln“. Wir räumen mit Vorurteilen auf und zeigen, warum Blumenzwiebeln, Knollen- und Rhizompflanzen zu den Gartenstars der Zukunft gehören. Denn sie sind für jeden Garten unverzichtbar.



Vom Naturstandort lernen


Buch

Erstaunlich viele Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome blühen in Europa auf wilden Wiesen, an steilen Hängen oder in unseren Wäldern. Wir haben uns angesehen, wie diese Naturstandorte detailliert beschaffen sind. So wächst der Hohle Lerchensporn ohne unser Zutun immer im lichten Blätterschatten von Bäumen in der Natur.


Die schöne Weinbergtulpe oder die blaue Traubenhyazinthe hingegen gedeihen massenweise auf warmen Südhängen, die auch gerne trocken sein dürfen.

Wo es ihnen gefällt, vermehren sie sich ohne unser Zutun. So entstehen zauberhafte Wiesen oder leuchtende Waldböden – richtige Traumorte und gleichzeitig Modell für unsere Gärten.


Im Buch „Robuste Traumbeete gestalten“ haben wir dieses umfangreiche Wissen um die natürlichen Standorte von Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome zusammengefasst. Für jede einzelne Art gibt es Tipps, damit die Pflanzen, die später im Garten wachsen, prächtig gedeihen.



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Foto oben: Ein Meer aus Prärielilien Camassia leichtlinii, Hasenglöckchen Hyacinthoides hispanica und Tulpen schaffen im Hermannshof atemberaubende Frühlingsmomente.

Foto: Sylvia Knittel



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Foto oben: Romantisch verträumte Kombinationen ergeben sich mit dem Wiesenschaumkraut Cardamine bulbifera und verschiedene farblich passende Tulpen, wie hier im Hermannshof Weinheim.

Foto: Sylvia Knittel



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Foto oben: Die kleine frühe Iris, Iridodictyum reticolata 'Fabiola' treibt schon früh aus. Besonders schön passt sie zwischen immergrünen horstbildenen Seggen.

Foto: Sylvia Knittel



Lebensbereiche im Frühlingsgarten


Geophyten sind besonders robust, wenn sie standortgerecht eingesetzt werden. Dabei unterscheiden sich die Lebensbereiche für Zwiebel- und Knollenpflanzen leicht von denen, die Hansen-Stahl für Stauden definiert hat. Denn für eine Blumenzwiebel macht es durchaus einen Unterschied, ob sie an einem Hang steht, oder auf einer flachen Ebene, auf der sich das Wasser stauen kann.


Auch bei den Feuchtebereichen haben wir angepasst. Die Speicherorgane vor allem von Blumenzwiebeln und Knollen vertragen keine dauerhafte Nässe. Dafür wachsen sie an sommertrockenen Stellen, wo andere Pflanzen schlapp machen.



Klimagenies Geophyten


Zum Glück beeindruckt der Klimawandel die meisten Blumenzwiebeln recht wenig. Wenn es im Sommer wärmer wird und weniger Regen fällt, dann verweilen Osterglocken oder Märzenbecher gut geschützt im Boden. Sie verdunsten kein Wasser, denn in den unterirdischen Organen ist alles gut gespeichert.


Viele bei uns in den Gärten eingesetzte Pflanzen wie Tulpen, Krokusse, Steppenkerze oder Kaiserkronen sind Beispiele für Pflanzen, die ursprünglich aus wärmeren Gegenden Europas und Asiens stammen.


Die Zwiebel-Hotspots reichen von Griechenland bis in die trockenen Bergregionen von Kirgisistan. Sie haben schon immer im Sommer sicher vor der Bruthitze geruht.


Geophyten sind also richtige zukunftsfähige Klimagenies!



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Foto oben:  Die kleinen gelben Narzissen Narcissus triandrus 'Hawera' und die blauen Traubenhyazinthen Muscari blühen hier im Gräsergarten im ega Park  Erfurt zwischen den austreibenden Gräsern.

Foto: Sylvia Knittel



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Foto oben: Ein sonniges Farbfeuerwerk zünden im Frühling Narcissus triandrus 'Thalia', Tulipa 'Ballade Gold', Tulipa 'Gwen', Tulpe 'Maureen', Tulpe 'Recreado', Tulpe 'Virichic', wie hier auf der BUGA Erfurt im Großen Staudenbeet

Foto: Sylvia Knittel



Robuste und stabile Pflanzungen


Für robuste und stabile Pflanzungen haben wir eine Vorgehensweise erarbeitet, bei der optimale Bedingungen eine wichtige Rolle spielen. Dies ist insbesondere für Geophyten wichtig, da diese nur eine kurze Vegetationsperiode haben, um alle Nährstoffe für die Blüte im kommenden Jahr einzulagern.


  • Der erste Faktor ist der Standort. Stimmt er, so ist dies der wichtigste Schritt zum guten Gedeihen. Unsere Gliederung umfasst: Gehölz (G), Gehölzrand (GR), Hang Nord (HN), Hang Süd (HSÜ), Felssteppe (FST), Beet/Freifläche (B), Wiese (Wi) und Rasen (RA). Hinzu kommen drei Feuchtebereiche, die in Kombination mit dem Standort starken Einfluss auf die Geophyten haben.

  • Der zweite Faktor ist der Boden. Sandböden bieten andere Voraussetzungen als Tonböden, um beide Extreme zu nennen. Somit wachsen dort auch andere Pflanzen.

  • Der dritte Faktor ist die Versorgung mit Nährstoffen, auch hier gibt es verschiedene Ansprüche.


Hier gibt es mannigfache Gestaltungsmöglichkeiten, denn selbst innerhalb der Gattungen gibt es extreme Unterschiede. Nur ein Beispiel: Es gibt Allium, die sehr magere und trockene Standorte benötigen, um zu gedeihen, aber auch Arten und Sorten, die feuchtere und/oder fettere Standorte vertragen.



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Foto oben: Bunte Frühlingsteppiche zaubern die kleinen Alpenveilchen Cyclamen coum und der Elfenkrokus  Crocus tommasinianus hier im Hermannshof.

Foto: Sylvia Knittel



Narcissus

Foto oben: Narzissen gibt es nicht nur in leuchtendem Gelb.

Foto: Sylvia Knittel



Optisch ansprechende Kombinationen


Jede Zwiebelpflanze hat ihren eigenen Habitus. Wie stehen die Blüten, wie sehen die Blätter aus? Nach oder mit den Blüten kommen die Blattschöpfe. Bei einigen sieht das Laub teils schon zur Blütezeit nicht mehr gut aus. Dazu gehören die meisten Allium und Steppenkerzen. Früh austreibende Stauden sind hier wichtig, die die schon braunen Blätter verdecken.


Andere hingegen haben Laub, das lange gut aussieht und genauso eingesetzt werden kann wie das anderer Stauden. Diese Geophyten sollten auch entsprechend präsentiert werden. Das spät blühende Allium senescens (Ausdauernder Lauch) eignet sich sogar zur Beetbegrenzung und Cyclamen coum (Alpenveilchen) und Erythronium (Zahnlilien) erfreuen mit wunderschön marmorierten Blättern.


Geophyten sind ebenso vielfältig wie andere Stauden. Die meisten haben eine kürzere Vegetationszeit und machen daher Platz für andere Stauden im Jahresverlauf, so dass sich schöne abwechslungsreiche Beete über das Jahr hin inszenieren lassen.


Bei den Gestaltungsmöglichkeiten schauen wir immer in zwei Richtungen:


  • Der Blick auf den Standort zeigt, welche Partner am Naturstandort wachsen. Diese lassen sich auch im Garten einsetzen und ergeben natürliche Pflanzbilder.

  • Welche Gartenstauden gibt es, die ähnliche Ansprüche haben und sich gut kombinieren lassen? Hier beachten wir die Aspekte über das Jahr hinweg.



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Foto oben: Die hübsche Wildart Tulipa praestans 'Füsilier' blüht hier im Hermannshof in Weinheim mit der Traubenhyazinthe Muscari latifolium.

Foto: Sylvia Knittel



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Foto oben: Eine frühblühende und leuchtende Schönheit ist die Feuertulpe Tulipa whittallii.

Foto: Sylvia Knittel


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Foto oben: Hier blüht Lilium martagon 'Guinea Gold' mit anderen Stauden.

Foto: Sylvia Knittel



Um diese Entscheidungen leichter treffen zu können, haben wir am Ende unseres Buches eine Liste der Geophyten nach den Lebensbereichen zusammengestellt. Diese Tabelle bietet Inspiration, um die für jedes Gartenbeet passenden Pflanzen zusammenzustellen, die dauerhaft im Boden bleiben können und sich jedes Jahr immer ein wenig mehr Fläche in eurem Beet erobern werden.


Wer diese Schritte mit uns geht, wird am Schluss ein tolles Blütenparadies im Garten geschaffen haben, das pflegeleicht ist, locker mit dem Klimawandel klarkommen wird und wunderschöne Blühmomente beschert.


Viel Vergnügen beim Lesen wünschen

Sylvia Knittel und Ina Timm



Blumenzwiebeln

Blumenzwiebeln

Foto oben: Die lilienblütigen Ballerina-Tulpen gibt es in vielen Farben. Sie passen gut zu anderen zeitgleich blühenden Tulpen in anderen Formen.

Foto: Sylvia Knittel


Blumenzwiebeln

Foto oben: Zart wie Porzellan ist die Zahnlilie in Weiß – Erythronium revolutum 'White Beauty'.

Foto: Sylvia Knittel


Blumenzwiebeln

Foto oben: Mit einer Höhe von 1,20 bis 1,0m ist der Zierlauch Allium 'Summer Drummer' ein Gigant im Staudenbeet. Hier blüht er mit hohen Stauden, wie der Hanfblättrige Eibisch Althaea cannabina und Verbascum chaixii.

Foto: Sylvia Knittel


Blumenzwiebeln

Foto oben: Staudenbeet im Hermannshof, im Juni blüht der markante Zierlauch Allium 'Forelock' zusammen mit Lavendel und dem Perlgras Melica transsilvanica.

Foto: Sylvia Knittel


Blumenzwiebeln

Foto oben: Der ganzjährig attraktive kleine Berglauch Allium senescens 'Millenium' blüht hier mit dem feinen Tautropfengras Sporobulus heterolepis und Sedum, Gräserbeet des Erfurter ega Parks.

Foto: Sylvia Knittel



Ich wünsche dir einen schönen Frühling mit viel Blütenfarbe und frischem Grün!

 

Bleib natürlich

Petra


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